Aktives und bewusstes Fokussieren ist der Schlüssel zum besseren Sehen
Wenn mich jemand fragen würde, was das Allerwichtigste im Bereich der Sehverbesserung und Rückbildung der Kurzsichtigkeit ist, so ist es der aktive Fokus bzw. das aktive und bewusste Fokussieren.
Bisher haben wir davon gesprochen, wie wichtig es ist, die Fernbrille nicht in der Nähe zu nutzen und das Du oft – so oft es geht, im Bereich der leichten Unschärfe arbeitest. Aber das alleine reicht leider noch nicht, um eine dauerhafte und stetige Sehverbesserung zu erlangen.
Leider. Wie heißt es so schön, vor dem Erfolg hat Gott den Schweiß gesetzt. Ohne Fleiß kein Preis, so auch in diesem Fall der Sehverbesserung.
Was ist nun dieses ominöse aktive oder bewusste Fokussieren?
Das bewusste Fokussieren oder aktive Fokussieren ist nichts anderes, als das du deine unbewusste Muskelaktivität der Akkommodation bewusst zu steuern lernst.
Akkommodation ist die Anpassung der Brechkraft des Auges, um Objekte in unterschiedlichen Entfernungen scharf wahrnehmen zu können. Diese Akkommodation geschieht völlig unbewusst – normalerweise. Du schaust auf ein Blatt Papier, siehst die Schrift klar und deutlich, siehst vom Blatt auf und aus dem Fenster auf einen Baum, der Baum ist scharf. Akkommodation eben.
Was musst Du also lernen, um diesen Prozess der Akkommodation bewusst steuern zu können? Du brauchst nichts weiter zu tun, als die feinen Muskelbewegungen, die für die Augenlinse zuständig sind, bewusst zu kontrollieren.
Okay nicht so ganz, nach meiner Erfahrung ist es noch viel mehr, Du steuerst auch ein bewusstes zusammendrücken (minimalst) des Augapfels. Du machst ihn also bewusst flacher und runder.
Okay, ich höre schon – was?
Wie soll das denn gehen…. Ich sage Dir, es geht viel leichter, als Du glaubst. Allerdings, ohje, jetzt kommt der Haken … es ist wieder mit Arbeit und dranbleiben verknüpft. Es kann sein, dass Du diese feinen Muskelbewegungen im Auge direkt fühlen, wahrnehmen und beeinflussen kannst, aber viele Menschen brauchen da echt ihre Zeit und manche benötigen Wochen oder sogar Monate, um das zu fühlen und zu steuern. Bei mir hat es zum Glück nur ein paar Tage gedauert 🙂
Also jetzt mal Klartext, was muss ich tun, um bewusst Fokussieren zu können?
Wir schreiben 2021, also Übungspraxis vor dem PC-Monitor. Wenn Dir das nicht zusagt, kannst Du natürlich auch ein Din A4 – Blatt mit Text ausdrucken (12-16 Pixel) – immer gut beleuchtet. Schaue nun, dass Du den Abstand so wählst, dass Du den Text leicht ausgefranst noch lesen kannst. Wichtig, nur leicht. Deine Augen sollen nicht überlastet werden. Es geht jetzt darum, zu verstehen, wie Deine Augen arbeitet und fokussiert.
Du schaust entspannt ohne Brille am Rande der Unschärfe auf diesen Text, der leicht unscharf ist.
Sitze gerade und versuche, deine Schultern zu entspannen.
Vielleicht nimmst Du sie etwas nach hinten und ziehst sie etwas nach unten – gleichzeitig streckst Du vom Hinterkopf ausgehend deinen Kopf nach oben – GERADE. Stell Dir vor, Du bist eine Marionette und jemand zieht Deinen Kopf nach oben.
Entspannen, ruhig atmen.
Schließe deine Augen vor dem leicht verschwommenen Text.
Versuche, deine Stirn zu spüren – sind da Verspannungen? Verkrampfungen? Loslassen … entspannen. Atme entspannt aus und öffne dabei entspannt und langsam deine Augen.
Wie sieht der Text aus?
Plötzlich klar? Schwärzer?
Oder ist alles so geblieben?
Du schaust weiter entspannt auf deinen Text.
Versuche mal jeden Buchstaben während des Ausatmens zu umwandern. Beim Einatmen wechsel auf den nächsten Buchstaben, schaue ihn dir genau an – entspannen – Blick fixiert lassen und beim nächsten Ausatmen wechselst Du wieder auf den nächsten Buchstaben und umwanderst ihn.
Wichtig ist jetzt, bleibe entspannt, nimm ab und zu mal deinen Körper leicht nach hinten und dann wieder nach vorne. Alles langsam, versuche, Dir bewusst zu machen, dass deine Augen versuchen, auf die Buchstaben klar zu stellen, zu fokussieren.
Ab und zu schließe wieder die Augen und mach das, so oft Du willst.
Wenn Du ein Gefühl dafür bekommst, wie die Augen entspannt fokussieren, wirst du irgendwann an den Punkt kommen, wenn du dann ein Wort, einen Buchstaben entspannt anschaust, Du diesen Buchstaben scharf stellen kannst. Es geht wirklich.
Schaue entspannt auf den Buchstaben in leichter Unschärfe. Schaue, blinzle und ziehe den Buchstaben scharf. Später klappt das auch mit weit entfernten Personen, Straßenschildern und und und. Aber wie gesagt, Du musst erst ein Gefühl dafür bekommen. Spiele mit der Entfernung, aber schaue immer, dass Du nicht übertreibst.
Dieses aktive und bewusste Fokussieren kannst Du dann, wenn du regelmässig übst, irgendwann komplett in deinen Alltag integrieren. Wenn Du die Strasse entlang läufst, wenn Du mit Menschen sprichst, wenn Du fernsehen schaust und und und. Genau dieses fokussieren sorgt dafür, dass sich dein Auge, deine Augen Stück für Stück abflachen und runder werden.
Schreibe mir gerne im Kommentar, wie das bei Dir so hinhaut 🙂
Hallo Thomas,
dein Blog und deine Tipps helfen mir immernoch sehr! 🙂
Ich habe noch eine Frage zum aktiven Fokus. Mir ist aufgefallen dass ich dabei meine Augen immer leicht wie beim fokussieren einer Kamera zusammen kneife 🙈😂 und dann stellt es au h scharf. Ist dies normal oder wie hast du das verhindert und dennoch scharf gestellt? Wenn ich was umranden fühlt es sich immer so an wie wenn meine Augen innerlich etwas verkrampft, kennst du das? Hast du Tipps?
Lieben dank und liebe Grüße!
Hallo Christina,
das freut mich sehr 🙂
Zum aktiven Focus – zu erst, es dauert einfach seine Zeit.
Ein zukneifen der Augen ist nicht empfehlenswert und eigentlich (ha ha) nicht nötig.
Wenn du den aktiven Focus übst, ist es SEHR WICHTIG, dass du dir erst einmal eine Distanz aussuchst, bei der du dich auch wirklich noch wohl fühlst und relativ klar siehst – ich meine damit genau, es sollte wirklich nur minimal unscharf werfen bzw. leicht ausfransen/verzerren; wie auch immer. Wenn du jetzt die Distanz hast, schaust auf die Buchstaben, ausatmen – Schultern fallen lassen, Kopf nach oben, Schultern/Nacken etwas nach hinten. Augen schließen, nichts erwarten – nichts erzwingen. Augen öffnen – blinzeln, schaue auf ein Wort – ein Buchstabe, bleibe entspannt – Stirn ganz besonders entspannen 🙂 (Aufmerksamkeit darauf bringen, die Anspannung wahrnehmen, bewusst atmen).
Beim Focussieren ist es entscheidend, nicht zuviel zu wollen, wirklich kleine Distanzänderungen, immer wieder. Blinzeln – und irgendwann hast du dann DIREKT IM AUGAPFEL – jedenfalls so bei mir, die Kontrolle über die Augenmuskeln, diese kannst du bewusst anspannen und entspannen und die Sicht klärt sich. Es ist wirklich äußerst schwer, mit Worten zu beschreiben – bleib einfach am Ball. Kurze mininmale Verschwommenheit – ruhig bleiben, atmen, blinzeln.
In Bezug auf dein Training und dem Umranden, auch hier Nacken/Schultern/Kiefer?Stirn locker lassen 🙂 ha ha – hört sich leichter an als getan. Was mir geholfen hat in Bezug auf Gegenstände umranden, Entfernung wahrnehmen, die Nasenspitze verlängern und dann die Kanten abwandern.
Was noch gut ist, da die Verkrampfung gerade in der Ferne stattfindet… mach dir eine Sehtafel und dort ein paar Punkte rauf, bei jedem ein oder ausatmen, wechselst du die Punkte 🙂 das bringt dich langsam dazu, auch in der Ferne abzutasten und deinen Blick nicht starr werden zu lassen. Ups, muss leider los 🙂 Viel Glück und Erfolg 🙂